Zum letzten Mal während der vergangenen vier Wochen starteten wir unsere morgendliche Routine, packten unsere sieben Sachen und schnürten die Motorräder. Pünktlich 8 Uhr fuhren wir zum 15 Kilometer entfernten Fährterminal von Gedser. Mit Hilfe unseres Barcodes erhielten wir schnell unsere Tickets und durften uns auf Linie 12 einordnen. Hier lernten wir einen 72-jährigen Motorradfahrer aus Israel kennen, der bereits drei Monate durch Europa tourt und noch zwei Monate vor sich hat. Respekt! 8.30 Uhr erhielten wir die Anweisung auf das Schiff zu fahren und wie gewohnt die Maschinen zu verzurren. 30 Minuten später legte die Fähre mit dem Ziel Rostock ab, welches wir auch nach zwei Stunden Fahrzeit erreichten. Deutschland und der ganz normale Autobahnwahnsinn hatten uns wieder. Sogar die deutschen Spottpreise für Benzin erfreuten unser reisefreudiges Herz. Zum Glück brachten wir auch kühlere Temperaturen mit und so ließen sich bei 20 Grad Celsius die fünf Stunden bis nach Hause sehr gut aushalten. Bei Berlin schloss sich der Kreis unserer Reise und wir hatten die Ostsee in einem großen Bogen umrundet. Gegen 16 Uhr verabschiedeten wir uns voneinander und als ich vor meiner Haustür stand, hatte die zwei Monate junge Hypermotard über 10.000 Kilometer auf dem Zähler. Die Reifen sind nach der knapp 9.000 Kilometer langen Reise zwar bis zum Indikator glatt gerubbelt, aber ich bin froh, dass Mensch und Maschine alles hervorragend überstanden haben.
Dankeschön: Bereits das sechste Jahr in Folge bewältigten Matthias und ich als routiniertes Team dieses Abenteuer, welches diesmal trotz der enormen Kilometer ohne nennenswerte Pannen absolviert werden konnte. Matthias fungierte wiedermal hervorragend als Navigator und plante eine tolle abwechslungsreiche Route durch Skandinavien, die uns beide absolut begeisterte.
Fazit: Auch wenn ich diese Reise mit weniger Komfort angetreten bin und dafür teilweise für verrückt erklärt wurde, bin ich dennoch froh, die große Reiseenduro der vergangenen Jahre gegen die leichtere Supermoto eingewechselt zu haben. Der Fahrspaß wurde keineswegs durch das Fehlen von Windschild, Sitzheizung oder Tempomat getrübt. Im Gegenteil, das agilere Handling und die Einschränkung auf das Notwendigste, machten dieses Abenteuer leichter und freier. Außerdem störten die vereinzelten Regentage recht wenig, denn entgegen meiner Nordkap Tour 2018, begrüßte uns diesmal die Sonne an den entscheidenden Highlights. Selbst die Transitstrecke durch das Baltikum entpuppte sich als äußerst sehenswert und vor allem die Haupt- und Ostseestädte überraschten mit ihrer Schönheit. Finnland überzeugte mich wieder einmal mit seiner endlosen Weite und den putzigen Rentieren. Norwegen hingegen faszinierte mich erneut durch fantastische Landschaften und kurvenreiche Straßen. Der Trans Europe Trail in Schweden gab dieser Tour den adrenalinreichen Abschluss und neue Erfahrungspunkte im Umgang mit dem Motorrad. Stolz auf die gefahrenen 9.000 Kilometer blicke ich nun auf das Jahr 2023.