Nach zwei Nächten auf unserer sehr empfehlenswerten Ranch heißt es heute Abschied nehmen und wir fuhren direkt nach dem Frühstück bei strahlendem Sonnenschein erneut durch die kontrastreiche Landschaft um den Myvatnsee. Circa 20 Kilometer später war die Umgebung wieder flach und karg und wir bogen in Richtung Norden zum leistungsstärksten Wasserfall Europas ab. Um 9.30 Uhr erreichten wir den Dettifoss und waren überwältigt von den grauen Wassermassen, die sich auf 100 Meter Breite in 44 Meter Tiefe stürzten. Zu Fuß ging es einen Kilometer flussaufwärts zum Selfoss, wo sich die gleichen Mengen an Wasser in einen langen Canyon von 10 Meter Höhe ergießen. Abgekühlt durch die Gischt verließen wir das atemberaubende Naturschauspiel und erreichten zum Mittag die hufeisenförmige Schlucht Ásbyrgi, die vor mehreren Jahrtausenden durch drei Gletscherläufe entstanden ist. Hier wachsen erstaunlicherweise viele Bäume und Pflanzen, was für Island nicht üblich ist. Außer es handelt sich um Gras oder die Alaska-Lupine, die hier stellenweise wie Unkraut wächst und große Flächen als violette Teppiche erscheinen lässt. Weiter nördlich blieb zwar die Sonne, aber die Temperaturen fielen innerhalb der letzten 50 Kilometer von 23 Grad auf 13 Grad bei starkem Wind. Kurz vor unserem Campingplatz setzte dann auch noch Nebel ein und die Besichtigung des benachbarten Arctic Henge, ein arktisches Denkmal als Steinkreis, fand unter einem mystischen Blickwinkel statt. Zum Glück erschien aufgrund des schnell wechselnden Wetters an der Ostküste doch noch die Sonne und wir errichteten unser Nachtlager windgeschützt hinter einem Wall.