Der Morgen in Olt begann mit einem ordentlichen Frühstück. Serviert von der Inhaberin und ihrer Angestellten. Es ist interessant, wie unterschiedlich in den verschiedenen Ländern gefrühstückt wird. In Bosnien-Herzegowina und im Kosovo noch recht herzhaft. In Bulgarien und Rumänien jetzt auch mal etwas süßer, zum Beispiel mit eingelegten Marillen oder Himbeeren aus dem eigenen Garten. Irgendwie schon genial, dass man überhaupt trotz der kurzen Zeit schon so viele Vergleiche ziehen kann. Die kommenden 3 Tage verbleiben wir allerdings erst mal in Rumänien und fahren verschiedene Orte innerhalb des Landes an. Denn hier in diesem Land liegen die beiden eigentlichen Highlights unserer Reise. Die Transfaragasan (gesprochen: Transfaragasch) und die Transalpina. Zwei der schönsten Pässe, die dieses Land zu bieten hat. So machten wir uns direkt nach dem Frühstück also wieder auf den Weg. Temperaturtechnisch war es dieses Mal um einiges Angenehmer. 30°C war heute das Maximum. Geradezu Mild im Vergleich der letzten beiden Tage. Keine 500 Meter nachdem wir von dem etwas abgelegen gelegenem Haus los sind, kamen wir ins angrenzende Dorf und dort war anscheinend heute Wochenmarkt. Dutzende Pferdekutschen und alle hatten ihre Waren am Straßenrand aufgebaut. Was hier anscheinend richtig gut wächst, sind Paprika, Gurken, Tomaten, Marillen und Melonen. So ziemlich jeder Bauer hatte sich damit aufgestellt. Es war ein ziemliches Gedränge auf den Straßen, wodurch wir entsprechend langsam nur voran kamen. Das störte uns allerdings nicht, denn es war natürlich wieder total interessant zu beobachten, wie die Menschen hier so leben und arbeiten. Die ländlichen Teile in Rumänien sind tatsächlich einfach gehalten. Was jetzt nicht bedeuten soll, dass hier alle in Armut und Slums leben, sondern eben, dass dort fast ausschließlich noch Landwirtschaft betrieben wird. Es sind die klassischen Probleme. Die jungen Menschen ziehen in die Städte und die Älteren, die nicht (mehr) umziehen wollen oder können, versuchen mit ihren Möglichkeiten über die Runden zu kommen. Uns selbst zog es heute auch in die große Stadt. Genauer gesagt nach Bran in Transilvanien, wo die Burg des Graf Dracula steht. Von unserem Appartementhaus können wir diese direkt durch das Fenster sehen. Aber erst mal galt es ja nach Bran zu kommen. Die heutige Etappe betrug rund 440 Kilometer. Als wir den Wochenmarkt durchquert hatten, ging es über klassische ellenlange geradeaus führende Straßen zu unserem Ziel. Aber es sollte nicht dabei bleiben, denn nach einigen Stunden erreichten wir sie - die Transfaragasan. Mit humanem Kurvengeschlängel ging es los und nach gefühlten hunderten Kurven begannen wir so langsam die Baumgrenze zu erreichen. Die Straße wurde zu einem traumhaften Pass, hinauf zur Spitze des Fagaras-Gebirges. Als wir oben ankamen und den herrlichen Ausblick genießen durften, schlugen unsere Herzen höher. Alles was wir über die Transfaragasan gehört haben, war nicht gelogen. Einfach überwältigend. Selbst die Abfahrt war ein Traum. Genau deswegen fahren wir Motorrad! Nachdem das Land wieder flacher und die Kurven wieder weniger wurden, war es nicht mehr weit bis nach Bran und wir sind auf eine gut ausgebaute Schnellstraße eingebogen. Wir dachten die ganze Zeit an die Warnungen einiger Reisender vor den schlechten Straßen, welche es in Rumänien geben sollte. Konnten das allerdings noch nicht ganz nachvollziehen. Bis wir dann schließlich in unsere letzte Straße vor dem erreichen unseres Ziels in ca. 30 Kilometer Entfernung einbogen. Und da war sie dann auch. Die schlechteste Straße überhaupt bis jetzt in Rumänien. Schlaglöcher so groß und tief, dass man darin einen Autoreifen reinlegen könnte und es dann trotzdem nicht ausgefüllt wäre. Die Löcher ließen sich allerdings gut umfahren und bei Unebenheiten hilft es mal für einige Meter aus der Sitzbank hoch zu kommen. Schwierig wurde es erst, als wir Autos vor uns hatten. Wer das frühere Sat1-Spiel noch kennt, bei dem man immer den Sat1-Bällen ausweichen musste, kann sich ungefähr eine Vorstellung machen, wie wir mit unseren Motorrädern gezirkelt sind. Als wir dann schließlich in Bran ankamen, sind wir nur noch mal fix tanken gefahren und haben unser Appartementhaus bezogen. Wieder recht einfach gehalten, wobei Bran in diesem Fall dank des Schlosses etwas touristischer angehaucht ist. Und wie es zu diesem Ort gehört, begann auch gleich nach unserer Ankunft beim Grafen das Unwetter. Morgen Vormittag wollen wir mal einen Blick in das Schloss wagen und werden uns danach zur Transalpina aufmachen.