Bevor es mit dem Bericht über unsere Tour nach Mazedonien los geht, noch ein paar Worte zum Kosovo. Gerade in dem dortigen Hotel hat man gemerkt, dass das Land noch stark zu kämpfen hat, was seine Entwicklung angeht. Die Menschen sind durchweg freundlich und freuen sich, wenn man sich als Tourist mal nicht von den ganzen Einreisebestimmungen davon abbringen lässt, dass Land zu bereisen. Schließlich muss man um den Kosovo bereisen zu können, einen aktuellen Personalausweis im Scheckkartenformat besitzen und die bereits erwähnte separate Fahrzeugversicherung abschließen. Verkehrstechnisch herrscht dort wie gesagt das Chaos, aber das ist auch nicht schlimmer als in Italien, Bosnien-Herzegowina oder Mazedonien. Also nix für Autofahrer mit schwachen Nerven. Im Hotel hat man wie gesagt mitbekommen, dass alle sehr bemüht waren, es aber auch nicht immer ganz rund lief. Dies war allerdings nur unser persönlicher Eindruck. Vielleicht sind wir auch einfach schon zu verwöhnt und für die Kosovaren ist es so bereits das Maß der Dinge. Alles in Allem dennoch sehr zu empfehlen.
Nun zu unserer heutigen Etappe. Es ging, wie bereits erwähnt, nach Mazedonien in den Ort "Ohrid", welcher am gleichnamigen See liegt. Gestartet sind wir dieses Mal gegen halb 10, da die heutige Etappe nicht ganz so lang werden sollte. Nachdem wir unsere Motorräder am Vorabend kurz nach 23 Uhr noch direkt vor den Eingangsbereich des Hotels stellen durften (damit der Nachtportier ein Auge darauf haben konnte) ging es also auf kurzem Weg vom Hotel aus los. Der erste Weg führte zur Tankstelle - tanken und Kette fetten. Und dann stürzten wir uns wieder ins kosovarische Verkehrsgetümmel von Gjakove und Prizren. Nachdem wir uns da durchgekämpft hatten, folgte die Belohnung. Der erste Pass durch den Nationalpark Malet e sharrit. Und bei diesem sollte es nicht bleiben. Aber vorher galt es erst mal die Grenze nach Mazedonien zu passieren. Der Grenzübergang war schon ein wenig witzig. Matthias hatte seine Papiere am Grenzposten nach der Prüfung zurück erhalten und wollte los fahren. Allerdings standen kurz hinter dem Grenzposten noch weitere Männer, welche er nicht sofort als Grenzbeamte identifiziert hatte. Er wurde zurückgerufen und gefragt, was er vor hätte, wo er hin wolle und ob er etwas Zollpflichtiges im Gepäck hätte. Er hat daraufhin einfach den Koffer mit den Klamotten geöffnet, bei dem die FlipFlops ganz oben lagen und mit einem Lächeln wünschte der Beamte ihm dann nur noch ein "Auf Wiedersän". Thomas kam als letztes und wurde von ihm nur noch mit "How are you? " (Wie geht es dir?) durchgewunken. Kurz nach der Grenze mussten Matthias und ich tanken. Die Tankstelle war recht klein und die Zapfsäulen liefen ungewohnt langsam. Allerdings konnte mit Visa bezahlt werden, da in Mazedonien der Denar als Zahlungsmittel gilt und wir diesen wegen der einen Nacht nicht erst umtauschen wollten. Wir haben gleich alles zusammen mit einer Karte bezahlt und der Tankwart rechnete uns 1:1 vor, wie er alles umrechnete. Er war regelrecht besorgt, dass er auch alles richtig macht. Wir hatten uns gleich wieder etwas zu trinken geholt und löschten unseren Durst direkt vor Ort. Währenddessen kam der Tankwart noch mal raus. Er sprach recht gut Deutsch. Denn er war vor einigen Jahren mal in Deutschland, wie sich herausstellte. Kurz darauf kam gleich noch sein Kollege. Auch er sprach ein wenig Deutsch und so kam man ins Gespräch. Einfach haben es die Meisten jedenfalls nicht. Soviel haben wir aus unserer Unterhaltung mitgenommen. Wir wurden sogar zum Kaffee eingeladen, mussten allerdings dankend ablehnen, da ja noch ein ganzes Stück Strecke vor uns lag. Zuerst ging es erneut durch die Stadt Tetovo und anschließend durch mehrere Orte, die alle direkt aneinander grenzten. Ich glaube das waren ca. 40 Kilometer, welche wir nur Ort an Ort gefahren sind. Das war vom fahrerischen natürlich weniger angenehm, aber es gab viel zu sehen, was die Strecke auf eine andere Art wieder interessant machte. Nach diesem Streckenabschnitt wurden wir mit einer herrlichen Passstraße durch den Mavrovo Nationalpark belohnt. Wieder einmal traumhafte Landschaften und es ließ sich erneut geschmeidig fahren.
Bis wir schließlich in den Ort Ohrid kamen, den wir noch durchqueren mussten, um in das etwas außerhalb gelegene Appartementhaus "Velestovo House" zu gelangen. Dieses liegt auf einem Hang und der Balkon des Hauses ist genau auf den davor liegenden Ohridsee ausgerichtet. Dank der freundlichen Vermieter, welche uns zur Verpflegung noch den örtlichen Pizzaservice organisiert haben, konnten wir den Sonnenuntergang gemütlich beim Abendessen genießen. Bis die Sonne schließlich komplett hinter den Bergen des benachbarten Albaniens verschwand.